„Aussehensdruck und psychische Traumata lösen Magersucht aus“

Die klinische Psychologin Gözde Göktaş betonte, dass es sich bei der durch Erscheinungsdruck und psychische Traumata ausgelösten Essstörung „ Anorexia nervosa“ nicht nur um einen körperlichen, sondern auch um einen verhaltens- und traumabasierten Prozess handele.
Der Tod des Social-Media-Phänomens Nihal Candan aufgrund von Anorexia nervosa hat die Aufmerksamkeit auf diese Krankheit gelenkt.
Die klinische Psychologin Gözde Göktaş, deren Ansichten in die Erklärung aufgenommen wurden, erklärte, dass Essstörungen nicht nur ein körperliches Symptom, sondern auch Ausdruck eines tiefen psychischen Zusammenbruchs seien und dass Familien und enge Kreise während dieses Prozesses eine uneingeschränkt unterstützende und nicht anklagende Haltung an den Tag legen sollten.
„ES HAT EINE MULTIFUNKTIONALE STRUKTUR“Göktaş betonte, dass es sich bei der durch den Druck des Aussehens und psychische Traumata ausgelösten Störung nicht nur um einen physischen, sondern auch um einen verhaltens- und traumabasierten Prozess handele, und lenkte die Aufmerksamkeit auf die vielschichtige Struktur der Störung.
Göktaş wies darauf hin, dass die Störung oft nur als Diät-Zwang oder Abnehmwunsch wahrgenommen werde, dass dahinter aber viel tiefere psychologische Faktoren stecken, und sagte: „Anorexia nervosa ist eine Essstörung. Sie ist nicht nur ein Verhaltensprozess. Sie kann auch mit traumatischen Erlebnissen in der frühen Kindheit und in der Familie einhergehen. Kontrollbedürfnis, mangelndes Selbstvertrauen, Perfektionismus, herausfordernde Lebensereignisse und geringes Selbstwertgefühl sind in diesem Fall ausschlaggebende Faktoren.“
Göktaş erklärte, dass Traumata, familiäre Belastungen, Perfektionismus, Zwangsgedanken und die durch soziale Medien aufgezwungene Körperwahrnehmung dieses Bild verstärken und dass die Tatsache, dass sich eine Person im Spiegel immer noch als dick sieht, ein deutlicher Hinweis auf eine verzerrte Körperwahrnehmung sei.
„GEWICHTSVERLUST IST NICHT NUR EIN KÖRPERLICHES SYMPTOM“Göktaş erklärte, dass Gewichtsverlust nicht nur ein körperliches Symptom, sondern auch ein Zeichen für einen psychischen Verfall sei, und wies darauf hin, dass dieser Zustand zwar besonders häufig bei Jugendlichen und jungen Frauen auftrete, in den letzten Jahren aber auch bei Männern zugenommen habe.
Wenn in letzter Zeit ein schneller Gewichtsverlust festgestellt wurde und psychische Schwankungen beobachtet wurden, betonte Göktaş, dass dies nicht nur eine Frage der Ernährung sei. Er sagte: „Die Person hat möglicherweise Schwierigkeiten, sich auszudrücken und zieht sich möglicherweise aus sozialen Beziehungen zurück. In diesem Fall sind sowohl psychotherapeutische Unterstützung als auch ärztliche Nachsorge unerlässlich.“
„Der Patient leugnet normalerweise seinen Zustand“Göktaş erklärte, dass die Beseitigung der Magersucht kein Prozess sei, den ein Individuum durch seinen eigenen Willen erreichen könne, und fuhr wie folgt fort:
Psychologische Unterstützung, Ernährungsberatung und gegebenenfalls medizinische Behandlung sollten gemeinsam durchgeführt werden. Die Familie sollte in diesen Prozess einbezogen werden, und die Betroffenen sollten unterstützt werden, nicht kritisiert werden. Magersucht ist ein ganzheitliches Gesundheitsproblem, das sowohl körperlich als auch emotional angegangen werden sollte.
Göktaş wies darauf hin, dass die Person insbesondere im Frühstadium der Krankheit die Situation, in der sie sich befindet, nicht erkennen kann und dass die Beobachtungen der Familie und des engen Kreises von großer Bedeutung sind. Er bemerkte Folgendes:
„Der Patient leugnet seinen Zustand meist. Er sagt zwar: ‚Mir geht es gut‘, doch die körperlichen Symptome zeigen ein anderes Bild. Daher sollte der enge Kreis Anzeichen wie schnellen Gewichtsverlust, veränderte Essgewohnheiten und soziale Isolation ernst nehmen und rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“
BirGün